Erba/Maranello. Oberbürgermeister Christoph Palm outet sich als ein Fan
der schnellen, roter Flitzer.
Von Ingrid Sachsenmaier , Fellbacher Zeitung vom 15.06.2011
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Fellbachs Partnerstadt Erba hat beim Partnerschaftstreffen in Norditalien das 150-Jahr-Jubiläum der italienischen Einheit in den Mittelpunkt gestellt. Einmal im Jahr lädt jede der vier Fellbacher Partnerstädte und natürlich auch Fellbach selbst Gäste aus den verschwisterten Städten zu sich ein. Für gewöhnlich tut Erba das im späten Frühjahr. Und so machten sich vor ein paar Tagen unter anderem Oberbürgermeister Christoph Palm, Wolfram Kögler vom Partnerschaftsbüro der Stadt Fellbach, Michael Schwarz, Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins und einige Gemeinderäte auf den Weg nach Norditalien.
Für Christoph Palm begann die Reise schon einen Tag früher, denn der OB
erfüllte sich mithilfe der Partner in Erba einen lange gehegten Wunsch und
besichtigte das Ferrari-Werk in Maranello bei Modena. Zusammen mit dem Ehemann
der Bürgermeisterin von Erba, dem Vorsitzenden des dortigen
Partnerschaftsvereins Giorgio Meroni und Palms persönlichem Referenten Marco
Ludwig schaute er sich die schnellen, roten Flitzer an. Ob Palm in Maranello
Kaufgespräche für einen neuen Dienstwagen geführt hat, ist nicht bekannt. Wie
begeistert er von den PS-starken Rennautos ist, zeigte die Tatsache, dass er
bei seiner Rückkehr nach Erba viele kleine rote Spielzeug-Ferraris an die
Partnerschaftsgäste verschenkt hat.
1964 hat Fellbach die erste Städtepartnerschaft geknüpft, mit Tain l’Hermitage
in Frankreich. Der Bund mit Erba wurde 1978 besiegelt. Seitdem sind 47
beziehungsweise 33 Jahre ins Land gezogen. Vieles hat sich verändert,
angefangen bei den Fremdsprachen in der Schule bis hin zum unkomplizierten Informationsaustausch
via Internet. Junge Leute kommunizieren heute über Facebook und treffen sich
dort, wo gerade ein billiges Low-Price-Flugangebot zu ergattern ist.
Städtepartnerschaft muss deshalb neue Wege gehen, Erba hat es dieses Jahr
versucht, indem die Gäste aus Tain l’Hermitage, Tournon und Fellbach teilhaben
und mitfeiern durften an dem italienischen Großereignis des Jahres, der
150-jährigen Einheit Italiens. Und so erklang die italienische Nationalhymne,
"L’Inno di Mameli" während des dreitägigen Partnerschaftstreffens
nahezu unentwegt. Den Franzosen war sie nach zwei Tagen derart in Fleisch und
Blut übergegangen, dass sie am Samstagabend dem Erbesen Giorgio Mauri die
Nationalhymne kurzerhand als Ständchen zum Abschied anstimmten. Aus seiner
Feder stammte das musikalisch-historische Medley, das am Nachmittag sowohl für
die Gäste als auch die Erbeser im Castello di Pomerio aufgeführt wurde. Eine
musikalische Zeitenreise durch die letzten 150 Jahre des Bel Paese, bei dem
auch viele Gemeinsamkeiten mit Frankreich und Deutschland zutage kamen.
Erbas Bürgermeisterin Marcella Tili hob in ihrer Rede die historischen Wurzeln Italiens hervor, die weit mehr als 150 Jahre zurückliegen und es ermöglichen, dass das Land heute reif und verantwortungsbewusst den Herausforderungen eines gemeinsamen Europas ins Auge sehen könne. Es gelte heute, in Europa zusammenzustehen und Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern. "Unser Kontinent ist über 2000 Jahre alt und es wäre ein unverzeihlicher Fehler, würden wir diese Erfahrung nicht in positive Begegnungen mit anderen Kulturen einbringen." Es seien die Taten, die letztendlich zählten, zitierte Tili Ghandi und ermunterte die Partner, die Zukunft gemeinsam anzupacken, vor allem und gerade für die jungen Leute.
Bekanntlich verbringt man bei Partnerschaftstreffen viele Stunden zu Tisch. Eine schöne Tradition, mit der Erba dieses Mal etwas gebrochen hat, ohne jedoch die gute italienische Küche zu kurz kommen zu lassen. Zugunsten eines Konzerts am Freitagabend, einer Hundestaffel-Vorführung unter freiem Himmel am Samstagvormittag, dem musikalischen Medley am Samstagnachmittag und einer Fanfaren-Darbietung der Alpini-Gebirgsjäger, die in diesem Jahr italienweit ihren 80. Geburtstag feiern. "Alpini" erfreuen sich in Italien großer Beliebtheit und sind bekannt für ihre Feiern und Umzüge. Die Erbeser stehen dem in keiner Weise nach. Der Festumzug am Sonntagmorgen war der beste Beweis dafür.