Buntes Flair in der grauen Suppe

Fellbach. Bei der 36. Auflage der Fiesta International sind dunkle Wolken und Regen Programm. Farbe ins Spiel haben Henna-Tattoos, Gewürze und Trachten gebracht.

Von Sascha Sauer , Fellbacher Zeitung vom 20.06. 2011
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Für die Fiesta sind Make-up und Lippenstift nicht genug. Bürgermeisterin Beatrice Soltys gab sich mit einem Henna-Tattoo einen internationalen Anstrich. Das florale Muster zog sich vom linken Unterarm über die Handfläche bis zu den Fingerspitzen. Die Henna-Künstlerin Tayyba hatte ihr die Körperbemalung verpasst. "Die Motive entstehen spontan in meinem Kopf", sagte die Stuttgarterin mit pakistanischen Wurzeln.

Bei der Eröffnungsrede am Freitag im Atrium der Schwabenlandhalle streckte Beatrice Soltys ihren mit Henna verzierten Arm gen Himmel. "Wir lassen uns das Fest von den dunklen Wolken nicht vermiesen", sagte sie. Die Besucher sollten sich stattdessen lieber die Sinne von den Gerüchen und Gewürzen betören lassen.

Ein Erlebnis für die Augen bescherte nach der Rede die Tanzgruppe "Magura Táncegyüttes Egyesület" aus der Partnerstadt Pécs. Beim Volkstanz in bunter Tracht ließen die Frauen ihre Zöpfe fliegen, und so mancher Hüpfer der Männer erinnerte ans Schuhplattlern. Renate Venier vom Fellbacher Städtepartnerschaftsverein verfolgte die Darbietung von einer Bierbank aus. Ihr saß noch der Schrecken vom Vortag in den Knochen: "Unser fertig aufgebautes Zelt wurde von einer Windböe erfasst und hat einige Meter weiter einen Mann am Bierstand unter sich begraben. Glücklicherweise wurde niemand verletzt - aber das Zelt war futsch. "Wir haben gestern Abend gleich ein neues gekauft und es heute Morgen aufgebaut", erzählte Renate Venier.

Noch bevor die Tänzer aus Pécs ihr Programm beendet hatten, prasselte der Regen vom Himmel. Sofort waren die Bänke vor der Bühne leer; die Zuschauer flüchteten unter die Zeltdächer. Die Integrationsbeauftragte der Stadt, Christine Hug, ließ sich einen Ouzo am Stand vom Verein Griechischer Eltern schmecken. "Unser Open-Air-Fest läuft", sagte sie. In den 35 Jahren ihres Bestehens sei die Fiesta International ein Markenzeichen geworden. "Die Leute kommen, ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint."

Am Samstag und Sonntag blitzten dann auch mal ein paar Sonnenstrahlen durch die dunkle Wolkendecke. Im Atrium brutzelte und brodelte es in den Töpfen und Pfannen. Giuseppina Massimo vom Kalabresischen Kulturverein legte Salsicce, also italienische pikante Bratwürste, auf den Grill. Sie hatte bei der Fiesta auf mehr Besucher gehofft. "Wir müssen schließlich die Standgebühr zahlen", sagte sie.

Auch beim Türkischen Verein blieben viele Sitzbänke frei. "Wir werden unsere Sachen nicht los", sagte Yakup Ismailoglu. Er hatte gerade einen Döner verputzt. Statt wie in der Türkei, wo diese Mahlzeit mit verschiedenen Sorten Fleisch zubereitet wird, steckte nur Hackfleisch im Fladenbrot. In der Türkei isst man diese landestypische Spezialität im Restaurant. "Der Döner ist erst in Deutschland zum Imbiss geworden", erklärte Yakup Ismailoglu.

Christian Tausch aus Remshalden war zum ersten Mal auf der Fiesta. "Es ist toll, dass es hier alle Kulturen auf einem Fleck gibt", sagte der 16-jährige Rumäne. Besonders gut habe ihm die Coxinha geschmeckt, die auch beim Teigtaschenfestival (siehe Artikel unten) ins Rennen ging. "Ich bin immer neugierig darauf, etwas neues zu probieren", sagte Christian Tausch.

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